Kanelbullens Dag! Zimtschnecken auf Schwedisch
Ein gemütlicher, mittelgroßer Raum. Die Einrichtung sieht ein wenig so aus, als hätten junge Leute die Dachböden ihrer Großeltern geplündert, die zusammengewürfelten Errungenschaften geschmackvoll kombiniert und um einige neue Accessoires ergänzt. Die Sitzgelegenheiten sind Stühle aus Holz oder bunt lakiertem Metall, teilweise auch kleine, altmodische Sessel oder Sofas und für den nötigen Komfort halb unter Kissen begraben. Auch Decken liegen bereit. Die Tische wackeln teilweise ein klein wenig, sind aber wie gemacht dafür sich verschwörerisch-tuschelnd darüber zu beugen oder Bücher und Notizzettel darauf zu verstreuen und die Zeit zu vergessen. Im Eck des Raums stehen auf einer altmodischen Kommode frischer Kaffee, Zucker und Milch und der ganze Raum duftet danach. Dazu mischt sich der zuckrig-würzige Geruch nach Hefe, Zimt und Kardamom, der hier aus so vielen Bäckereien und Cafés auf die Straße weht.
Wir sind in Schweden, irgendwo in Schweden, in einem der kleinen, gemütlichen Cafés, in denen es sich so wunderbar Fika machen lässt – Kaffeepause mit etwas Süßem dazu. Wie oft habe ich mir im Urlaub gewünscht ein solches Café mit nach Hause nehmen zu können oder mit dem realitätsfernen, romantischen Gedanken gespielt einfach gleich selbst eines zu eröffnen: urgemütlich eingerichtet, Kaffee zur Selbstbedienung mit kostenlosem Nachschenken und dazu leckere Sandwiches und feine Backwaren. Sehr bekannt, sehr beliebt und für einen Zimt-Fan wie mich gerade zu ideal sind Kanelbullar (Singular: Kanelbulle), die schwedischen Zimtschnecken, die in der Regel eher als kunstvolle Knoten daher kommen. Heute, am 4. Oktober, ist in Schweden Kanelbullens Dag, also Tag der Kanelbullar bzw. Tag der Zimtschnecken, und passend dazu habe ich ein Rezept für euch.
Vom Urlaub wieder zurück musste ich natürlich versuchen den Zauber der Fika auch im Heimatland herauf zu beschwören. Erst einmal verbrachte ich Stunden damit nach einem bestimmten Rezept zu suchen, über das ich gestolpert war, mir aber dummerweise den Link nicht gespeichert hatte. Mitten in der Nacht kam mir dann plötzlich die Erleuchtung, dass die Seite ja auf Englisch gewesen war und prompt war das Rezept nur eine Suchanfrage entfernt. Ich habe mir viel Zeit zum Backen genommen, liebevoll den Teig gehen lassen, das Formen der Kanelbullar sogar für euch gefilmt (that’s a first!) und ich wurde belohnt. Diese Kanelbullar kommen sehr nah an die romantisch-verklärte Urlaubserinnerung heran. Fehlt nur noch das altmodisch-moderne, gemütliche Café außenrum…
Update 28.2.2021: Unterdessen liebe ich die Kanelbullar zusätzlich mit einem säuerlichen Apfel in kleinen Stückchen gefüllt. Der macht alles noch ein bisschen saftiger und passt geschmacklich perfekt.
So habe ich die Kanelbullar geformt:
Zutaten
für ca. 15 Kanelbullar
- 70 g Butter/Margerine
- 225 ml (Pflanzen-)Milch
- 10 grüne Kardamomkapseln
- 15 g frische Hefe
- 1/4 TL Salz
- 50 g Zucker
- 250 + 80 g Mehl
- 30 g Butter/Margerine
- 30 g Zucker
- 1 geh. EL Zimt
- optionale persönliche Ergänzung von mir: ein säuerlicher Apfel
- 1 EL (Pflanzen-)Milch
- 1 EL Rapsöl
- 1/2 TL Zucker
- Hagelzucker oder Krümelkandis
Zubereitung
- Für den Teig Butter/Margerine und Milch gemeinsam erwärmen, bis die Butter/Margerine geschmolzen ist. Abkühlen lassen, bis die Mischung nur noch ungefähr handwarm ist.
- Die Kardamomkapseln öffnen und die Samen daraus im Mörser fein zerstoßen.
- Die Hefe in der Milch-Mischung auflösen. Kardamom, Salz, Zucker und die ersten 250 g Mehl zugeben und gründlich zu einem homogenen, feuchten Teig vermengen.
- Die Schüssel mit einem angefeuchteten Küchenhandtuch abdecken und an einem warmen Ort (um die 25-28 Grad) etwa eine Stunde lang gehen lassen. Der Teig sollte sein Volumen in dieser Zeit etwa verdoppeln und schön fluffig werden.
- Löffelweise mehr Mehl zugeben und verkneten, bis der Teig schön elastisch und gerade nicht mehr klebrig ist. Ich habe dafür 80 g Mehl gebraucht.
- Dann den Teig auf einer bemehlten Oberfläche zu einem Rechteck mit ca. 1 cm Dicke ausrollen. Für die Füllung die Butter/Margerine schmelzen und auf dem Teigrechteck verstreichen. Zucker und Zimt gleichmäßig darüber streuen. Für die Variante mit Apfel diesen in kleine Stückchen schneiden und ebenfalls gleichmäßig über dem Teig verteilen.
- Jetzt die Kanelbullar formen, dafür gibt es ganz unterschiedliche Varianten. Ihr könnten schlicht den Teig von aufrollen und in Scheiben schneiden, dann kommen normale Schnecken dabei heraus, aber wir machen heute gezwirbelte Knoten. Dazu den Teig als erstes wie einen Geschäftsbrief falten, also die zwei äußeren Drittel jeweils über das mittlere klappen. Der Teig liegt jetzt in drei Lagen. Noch einmal ein wenig ausrollen.
- Breite Streifen abschneiden und diese jeweils in der Mitte tief einschneiden, sodass nur ein kleiner Steg stehen bleibt - quasi ein Teigstück mit zwei langen Beinen. Die "Beine" einige Male nach innen eindrehen, locker miteinander verknoten und die Enden der Teigstücke unter dem Knoten verstecken. Ich habe das für euch auch als kurzes Video festgehalten.
- Die fertig geformten Kanelbullar mit genügend Abstand (!) auf ein mit Backpapier belegtes Backblech legen. Wenn alle fertig geformt sind noch einmal mit einem feuchten Küchenhandtuch abdecken und an einem warmen Ort weitere 30 min gehen lassen, sodass sie noch einmal deutlich aufgehen. Derweil den Ofen vorheizen auf 230 °C Ober-Unterhitze.
- 1 EL Milch mit 1 EL Rapsöl und 1/2 TL Zucker verrühren, die Kanelbullar mit dieser Mischung bestreichen und mit Hagelzucker bestreuen. Im vorgeheizten Ofen für ca. 8-10 min goldbraun backen.
Anmerkung
Die Kanelbullar schmecken ganz frisch am allerbesten. Sie lassen sich aber auch wunderbar einfrieren (entweder roh, 5 min angebacken oder auch schon fertig gebacken) und danach in der Mikrowelle oder kurz im Ofen wieder auftauen bzw. fertig backen.