Als der gefühlt letzte deutschsprachige Foodblog läute ich heute die Weihnachtssaison ein. Während anderorts schon längst Plätzchen gebacken wurden, war ich wegen der Feier letztes Wochenende noch mit Torte backen, um- und aufräumen beschäftigt. Gestern wurde aber endlich die Wohnung dekoriert und das erste weihnachtliche Gebäck in den Ofen geschoben: Quarkstollen mit Weizensauerteig.
Nachdem ich beim letzten Brotbacken ausversehen meinen gesamten selbst angesetzten und liebevoll gehegten Roggen-Sauerteig verbacken habe, will ich schon seit Wochen neuen ansetzen. Dazu bin ich zwar immer noch nicht gekommen, aber dafür wurde mir ein Sauerteig frei Haus geliefert – ein süßer Weizenmehl-Sauerteig mit dem sympatischen Namen Hermann. Er wird einige Tage gefüttert mit Mehl, Milch und Zucker und schließlich in vier Teile geteilt. Mit einem davon bäckt man und die anderen drei kann man weiter verschenken.
Ich kannte den Teig bisher nur aus Erzählungen meiner Mutter (die Zeit, als Hermann super hip war ist wohl schon ein paar Jahre her), aber Tina von lecker & co veranstaltet momentan eine Hermann-Aktion. So kam auch zu mir ein Hermann-Kind (Danke dafür an Stefan von Der König kocht (Blog nicht mehr erreichbar)!), wurde in eine gemütliche Plastikschüssel einquartiert und bekam den Sauerteig-erprobten Platz auf dem Kühlschrank zugewiesen. Er war sehr wohlerzogen und scheinbar zufrieden mit meiner Pflege, sodass ich nach einigen Tagen seine Kinder an Christine von barsista.de und zwei nicht-foodbloggende Freundinnen von mir geben konnte. Ich habe mich streng an die Anleitung gehalten:
Tag 1: Heute zieht Herrmann bei dir ein. Gib ihm 250 g Zucker und rühre leicht um.
Tag 2: Herrmann hat Durst, gib ihm 230 ml gekochte und abgekühlte Milch – nicht umrühren, schlucken kann er alleine.
Tag 3: Heute hat Herrmann richtig Hunger. Gib ihm 250 g Mehl – nicht umrühren.
Tag 4: Heute braucht Herrmann etwas Zuwendung, rühre ihn kräftig um.
Tag 5: Der vorletzte Tag für Herrmann bei dir zu Hause, gib ihm 250 g Zucker (wer möchte auch nur 150 g, diese Variante habe ich gemacht), 250 ml Milch und 250 g Mehl. Rühre alles unter und teile Herrmann in 4 Teile. Seine 3 Kinder verschenke weiter.
Tag 6: Heute wird gebacken!
Bei Tina seht ihr auch die ganzen wunderbaren Varianten, in denen der Hermann-Teig bisher verbacken wurde. Mein erster Impuls wäre ein Nusskuchen gewesen, aber der war schon vertreten. Also bin ich auf etwas ausgewichen, was ich ohnehin bald wieder backen wollte: Stollen. Das Rezept habe ich an unserem Quarkstollen-Familienrezept orientiert und tatsächlich kam ein wunderbar saftiger Stollen dabei heraus. Ok, eigentlich drei, ich wollte nämlich lieber mehrere kleinere Exemplare um gegebenenfalls ein oder zwei verschenken zu können.
Stollen sollte nach dem Backen eigentlich erst mal ein paar Tage durchziehen – aber ich kann natürlich kein Gebäck bloggen, von dem ich noch nicht probiert habe ;) Außerdem wollte ich ihn euch ja auch angeschnitten zeigen, also habe ich ein bisschen genascht und ihn danach wieder gut eingepackt. Ich kann guten Gewissens sagen, dass er jetzt schon extrem lecker schmeckt! Auch wenn ihn ein paar Tage Durchziehen sicher noch eine Ecke besser machen.

Eine kleine Anmerkung zum Stollen formen: Es gibt verschiedenste Varianten wie man ihn einrollen oder überschlagen kann um eine stollentypische Form zu bekommen. Stollen-Backformen klammere ich jetzt mal aus, die finde ich unsportlich… Meine Variante funktioniert für mich ganz ordentlich, ob sie die “originale” ist weiß ich allerdings nicht und ob sie euren Ansprüchen an Stollen-Ästhetik genügt sowieso nicht. Wie auch immer ihr den Teig formt, wichtig ist auf jeden Fall, dass ihr den Ofen vorheizt. Dann wird der Stollen schnell außen leicht fest und zerfließt in der Hitze des Ofens nicht zu einem platten Fladen.
Zutaten
für 1 sehr großen oder 2-3 normalgroße Stollen
-
1 Hermann-Kind (ca. 350 g)
-
125 g Rosinen
-
100 g Orangeat
-
100 g Zitronat
-
30 g gehackte Mandeln
-
5 EL Rum
-
80 g Butter
-
50-100 g Zucker (je nach gewünschter Süße, bei mir 50 g)
-
250 g Mehl
-
70 g gem. Mandeln
-
130 g Quark
-
1 Pck. Backpulver
-
1 Pck. Vanillezucker
-
1/2 Fläschchen Zitronenöl
-
Prise Salz
-
ca. 50 g Butter zum Bestreichen
-
reichlich Puderzucker zum Bestreuen
Zubereitung
-
Rosinen, Orangeat, Zitronat und gehackte Mandeln mit dem Rum übergießen und mindestens einige Stunden ziehen lassen, dabei immer wieder umrühren.
-
Ofen auf 210 °C Oberunterhitze vorheizen.
-
Butter schmelzen, Zucker unterrühren, dann Mehl, Hermann, Quark, gemahlene Mandeln, Backpulver, Vanillinzucker, Zitronenöl und Salz unterkneten, bis ein geschmeidiger Teig entsteht. Dabei könnt ihr mit einem Handrührgerät mit Knethacken arbeiten, aber am besten geht es mit den bloßen Händen. Zuletzt das in Rum eingelegte Trockenobst und die Mandeln unterkneten.
-
Den Teig entweder in drei Teile teilen oder alles zu einem großen Stollen formen. Dazu jedes Teigstück zum Rechteck ausziehen. Parallel zur langen Seite ein Drittel des Teiges in die Mitte klappen und den Teil des Teigs, der jetzt noch nicht doppelt gelegt ist, nochmal darüber klappen. Ihr teilt das Rechteck in eurer Vorstellung also parallel zur Längsseite in drei gleichgroße Teile und klappt die beiden äußeren nacheinander über das mittlere Drittel. Danach noch ein bisschen an den Kanten herum drücken bis er schön aussieht.
-
In den vorgeheizten Ofen schiefen, die Temperatur sofort auf ca. 180 °C herunter drehen und die kleinen Stollen ca. 35-45 min (einen einzigen großen ca. 60-70 min) backen. Zwischendurch nachsehen ob er oben zu dunkel wird, falls ja mit Alufolie abdecken. Wenn man von unten mit dem Finger gegen den Stollen klopft und es sich hohl anhört, dann ist er durch.
-
Den Stollen etwas abkühlen lassen und noch lauwarm mit reichlich Butter bepinseln und dick mit Puderzucker bestreuen.
-
In Frischhaltefolie wickeln und vor dem Essen zumindest einige Tage lagern.
6.4.5
https://herbs-and-chocolate.de/2014/12/quarkstollen-mit-hermann-ein-teigiger.html
Rezept von Herbs and Chocolate - www.herbs-and-chocolate.de