“Falastin” von Sami Tamimi und “Indisch Vegetarisch” von Meera Sodha: zwei Länder-Kochbücher

18Jan/21
Kochbuch-Rezensionen

Während meiner Kochbuch-Challenge auf Instagram hat man natürlich einen Einblick bekommen welches Buch mir wie gut gefällt und es wurde sich gewünscht, dass ich auch extra Rezensionen schreibe. Bei der Frage zu welchem Buch genau gingen die Meinungen dann aber sehr auseinander, also nehme ich mir erst mal die zwei Länder-Kochbücher vor: “Indisch Vegetarisch” von Meera Sodha und “Falastin” von Sami Tamimi und Tara Wigley.

Rezension Indisch Vegetarisch Meera Sodha

Indisch Vegetarisch” von Meera Sodha

Dieses Buch ist 2017 erschienen. Sofern ihr mir zumindest schon ein paar Wochen folgt, halte ich es für ausgeschlossen, dass ihr meine Begeisterung darüber noch nicht mitbekommen habt. Ich liebe es! Sicherlich liegt das zum Teil auch daran, dass ich die indische Küche geschmacklich sehr mag, aber das alleine ist es nicht.

Die Aufmachung

Das Buch ist optisch genau so strukturiert, wie es mir am liebsten ist: in aller Regel ist auf einem Teil der Doppelseite das Rezept, gegenüber ein Foto. Die Bilder sehen sehr gut aus, aber auch sehr natürlich und wenig gestylt – man hat durchaus den Eindruck, dass man ziemlich genau dieses Ergebnis bekommt, wenn man dem Rezept folgt. Am Anfang des Buchs steht eine kleine Einleitung, in der Meera Sodha ihren Hintergrund und ihr kulinarisches Vorgehen erklärt, dann geht es bald los mit den Rezepten.

Sie sind unterteilt in unter anderem “Vorspeisen und Snacks”, “Eier und Käse”, “Hülsenfrüchte”, “Salate” und sogar ein eigenes Kapitel für meine geliebte Aubergine gibt es. Allgemein merkt man ganz klar Sodhas Liebe zu frischem Gemüse, Ersatzprodukte werdet ihr hier nicht finden. Bei den Salaten erklärt Sodha, dass sie in Indien so eigentlich nicht existieren, aber sie sich die Freiheit genommen hat zu überlegen, wie ein indischer Salat aussehen könnte. In ähnlichem Stil ist jedes Rezept mit einigen Zeilen Einleitung versehen, die beschreiben aus welcher Gegend es stammt oder welche Anpassungen Sodha gemacht hat, manchmal auch eine persönliche Anekdote oder Anmerkungen wie das Rezept abgewandelt werden kann. Diese Texte haben für meinen Geschmack genau die richtige Länge, um Kontext zu geben ohne zu ausschweifend zu werden. Mit kleinen Icons ist gekennzeichnet welches Gericht glutenfrei, laktosefrei oder vegan ist.

Zwischendurch gibt es beispielsweise Tipps fürs hübsche Anrichten oder eine Übersicht über verschiedene Hülsenfrüchte. Ab und an finden sich auch Fotos von bestimmten Zubereitungsschritten oder Bilder von Sodha gemeinsam mit Familie oder Freunden, aber es ist definitiv kein Buch mit Personenkult. Neben den Rezept-Kategorien gibt es auch ein Register nach Zutaten, eine kleine saisonale Übersicht und eine Zusammenstellung welche Rezepte sich z.B. für Anfänger oder größere Mengen eignen.

Die Rezepte

Alles, was ich bisher aus diesem Buch gekocht habe, hat sehr gut funktioniert und war zumindest gut, wenn nicht ausgezeichnet. Die Zutatenlisten sind natürlich etwas exotischer, aber für schwer zu bekommende Dinge (wie frische Curryblätter oder Bockshornkleeblätter) werden Alternativen genannt und die meisten Rezepte kommen mit einem gut gepflegten Grundstamm an indischen Gewürzen aus, wie ich ihn ohnehin längst da hatte. Die geschmackliche Bandbreite ist sehr groß, denn Indien ist nun mal ein sehr weitläufiges Land und die große Varianz der Kochstile finden sich hier definitiv wieder.

Die Zubereitung ist immer klar beschrieben, ohne allzu ausschweifend zu werden. Einen Kochanfänger könnten die verschiedenen Schritte mit Gewürzen anrösten, mörsern, dies zugeben, köcheln, wieder etwas zugeben, köcheln etc. vielleicht etwas einschüchtern, aber schwierig sind sie wirklich nicht. Die meisten Rezepte sind auch gut alltagstauglich, vor allem wenn man nicht mehrere Komponenten zubereitet sondern sich auf simplen Reis als Beilage beschränkt. Ein paar aufwändigere Sachen für besondere Anlässe finden sich aber natürlich auch.

Meine nachgekochten Rezepte hier auf dem Blog:

Fazit

Ihr merkt, ich habe nicht viel zu meckern. Ich vertraue diesem Buch sehr und würde es Stand heute ohne zu zögern als mein Lieblingskochbuch bezeichnen. Einige Rezepte haben in abgewandelter Form ja auch schon ihren Weg auf den Blog gefunden, ich empfehle euch also sehr ein Probekochen. Wenn ihr meinen Koch-Stil mögt, dann dürfte euch dieses Buch bestimmt auch gefallen.

Rezension Falastin Sami Tamimi

Falastin” (deutsche Version: “Palästina”) von Sami Tamimi und Tara Wigley

Erschienen 2020 hat dieses Buch in meiner Koch-Bubble deutliche Wellen geschlagen und so bin auch ich bald der Verlockung erlegen und habe es mir zugelegt. Ganz bewusst auf Englisch, denn in dieser Ausgabe findet sich hinten im Buch ein individueller Code, über den man sich online registrieren und dann jederzeit dort auf alle Rezepte zugreifen kann – enorm praktisch für mich. Das Buch ist der Nachfolger von “Jerusalem” von Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi und man spürt die Verwandtschaft zu den Ottolenghi-Büchern.

Die Aufmachung

Auch hier ist die Struktur fast immer so wie es mir gefällt, mit dem Rezept auf der einen und einem schönen Bild auf der anderen Seite. Das Foodstyling ist sehr zurückhaltend, die Fotos sehen schön real und wie direkt aus der Küche aus und lassen einem das Wasser im Mund zusammen laufen. Das Buch ist nicht rein vegetarisch, es gibt neben Kapiteln wie “Breakfast”, “Soups” und “Veggie Mains” auch je eines über Fisch und Fleisch, aber ihr Umfang ist überschaubar und so manches lässt sich auch mit den üblichen Ersatzprodukten abändern. Eine Reihe Rezepte sind vegan, aber nach Art der Landesküche wird viel mit Milchprodukten gearbeitet, vor allem Joghurt.

Zwischen den Rezepten gibt es immer wieder Einschübe mit kleinen Portraits von Leuten aus der Gegend, die auch die schwierige politische Lage anschneiden. Mich hat das beim ersten Lesen sehr berührt, allerdings muss ich im Nachhinein dem zustimmen, was Sabrina und Steffen von Feed me up before you go-go in ihrer Rezension geschrieben haben: die Darstellung ist einseitig gefärbt. Mich persönlich stört das nicht, denn mir geht es ganz klar um die Rezepte – und vermutlich wäre es auch unglaublich schwer eine gewisse Tendenz wirklich zu vermeiden.

Vor jedem Rezept gibt es zwei bis drei kurze Absätze an Einleitung mit allgemeinen Informationen über die Hintergründe des Rezepts und oft auch Hinweisen, welche Teile man gegebenenfalls schon früher vorbereiten oder wo man vielleicht auch die eine oder andere Abkürzung nehmen kann. Ganz bewusst wurde der Fokus darauf gelegt, dass die Rezepte alltagstauglich sein sollen.

Die Rezepte

Beim ersten Durchblättern wollte ich ungefähr jedes zweite Rezept direkt nachkochen. Die Zutatenlisten sind – gerade wenn man Ottolenghi-Rezepte gewöhnt ist – angenehm überschaubar, das allermeiste ist gut zu bekommen. Darauf wurde auch extra geachtet, einige recht typische Gerichte wurden nicht aufgenommen, weil die Zutaten hierzulande schlicht nicht erhältlich sind. Die Zubereitung ist jeweils gut beschrieben, teilweise für meinen Geschmack ein wenig zu ausschweifend, aber das ist Geschmackssache und sicher hilfreich für alle, die es gern ganz genau haben.

Die Alltagstauglichkeit ist für mich auf jeden Fall gegeben. Alles was ich bisher nachgekocht habe, hat gut funktioniert, gut geschmeckt und war in angemessener Zeit auf dem Tisch. Nicht jedes Gericht hat mich umgeworfen, den “Spinach and toasted orzo” muss ich nicht unbedingt nochmal kochen, aber er war trotzdem ordentlich. Die “Cauliflower and cumin fritters with mint yoghurt” gab es unterdessen dagegen schon mehrfach und jedes Mal waren sowohl der Mann als auch ich wieder positiv überrascht, wie schlicht sie aussehen und doch so gut schmecken. Auf den Blog hat es zwar noch kein Rezept geschafft, aber ich bin sicher, das wird noch kommen.

Update: Unterdessen gibt es nachgekochte Rezepte hier auf dem Blog:

Fazit

Auch hier eine Empfehlung von mir, vor allem wenn ihr diese Art der Küche mit Joghurt, Cumin und Tahin mögt. Geschmacklich geht das Buch ganz klar in diese eine Richtung, was ja auch Sinn ergibt, wenn es den Kochstil einer bestimmten Region repräsentieren möchte. Falls euch die meisten Ottolenghi-Rezepte von den Zutatenlisten her zu lang auf aufwändig waren, kann ich euch ebenfalls ermutigen “Falastin” eine Chance zu geben. Ihr bekommt zwar weniger ausgefeilte Geschmacksexplosionen, aber dafür deutlich alltagstauglichere Gerichte, die durchaus zu Klassikern in eurer Küche werden könnten.

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