“Wow, das wäre mir ja zu aufwändig.”
“Wie früh stehst du denn dafür auf?”
“Das dauert doch bestimmt lange!”
Solche Kommentare höre ich immer wieder, wenn es um meine Lunchboxen geht, die ich auf Instagram poste. Und niemand scheint mir zu glauben, dass ich sicher nicht jeden Tag Lust habe über eine Stunde in der Küche zu stehen und jedes Blättchen in meiner Lunchbox einzeln an den rechten Fleck zu rücken. Ganz im Gegenteil, im Alltag muss es oft schnell gehen. In der Regel ist meine Mahlzeit für den nächsten Mittag in 15-30 min fertig, oft passiert das parallel zur Zubereitung des Abendessens. Dass es so zügig geht ist zum einen Übungssache, zum anderen habe ich mir über die Zeit einige Kniffe angeeignet.
1. Reste-Essen
Ich liebe ja Reste-Essen! Kein oder kaum Aufwand für die Zubereitung und trotzdem leckeres Essen, was gibt es besseres? Das lässt sich natürlich auch ganz bewusst nutzen und ist gerade für Einsteiger ins Boxen packen unschlagbar. Kocht für ein Abendessen doch einfach etwas mehr als sonst und packt den Rest in eure Lunchbox.
Fortgeschrittene variieren dabei noch etwas und zaubern en passant neue Gerichte. Aus Tomatenreis wird mit etwas Cumin und Paprikagewürz sowie Kidney-Bohnen und Mais plötzlich eine mexikanische Reispfanne. Aus den übrigen Pellkartoffeln wird mit Pesto und Oliven ein toller Kartoffelsalat und ein Klecks Ajvar gibt den Gnocchi mit Spinatsoße plötzlich eine völlig neue Richtung. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und wenn ihr es noch ein bisschen variabler und kreativer haben wollt, gehen wir fließend zu Punkt 2 über:
2. Komponenten vorkochen (aka “Mealprepping”)
Es ist so einfach und doch so wirkungsvoll: Vorkochen von einigen Basics hilft ungemein dabei Zeit zu sparen. Ob ich nun für eine Portion Nudeln Tomatensoße koche oder für vier Portionen macht kaum Unterschied. Wenn ich 8 Burger-Patties herstelle statt 2 brauche ich vielleicht beim Anbraten etwas länger, dafür habe ich dann noch drei Portionen auf Vorrat. Das Herrichten der Zutaten, das Nachlesen im Rezept und schließlich das Aufräumen und Saubermachen hinterher fällt trotzdem nur ein einziges Mal an. Und es ist ein wunderbares Gefühl zu wissen, dass man nur schnell drei Gemüse-Muffins aus dem Eis holen und ein bisschen Gemüse schnippeln muss und schon ist die Box für morgen fertig.
Viele Dinge bereite ich vor und friere sie ein. Das klappt übrigens auch in Gläsern, lasst einfach oben ca. ein Fünftel Luft. Anderes hebe ich einfach einige Tage im Kühlschrank auf, das bietet sich beispielsweise für Salate an, die gut durchziehen können, oder auch mal eine größere Portion gekochte Nudeln, Naturreis oder Kartoffeln, die dann unterschiedlich weiterverarbeitet oder kombiniert werden. Einkochen ist natürlich auch in vielen Fällen eine super Möglichkeit. Rohes Gemüse schneide ich übrigens immer lieber frisch am Vorabend, aber das ist nur meine persönliche Vorliebe.
Folgende Rezepte eignen sich beispielsweise gut zum Einfrieren:
- Gemüse-Muffins
- Mini-Quiches (z.B. mit Bohnen und Spinat)
- Falafel
- Champignon-Walnuss-Patties
- Kidneybohnen-Patties
- Chili sin Carne oder nahezu jegliche Art Eintopf
- Linsen-Dal mit Spinat
- Einfache Tomatensoße
- Hummus
- Pesto in Eiswürfelform tiefgefroren (z.B. aus Kohlrabiblättern, Radieschenblättern, Pesto Rosso…)
- Rosinensemmeln
- Brot scheibenweise eingefroren
- kleine Bagel (aus dem verlinkten Rezept mache ich dann 8 Stück)
Für die Kühlschrank-Vorratshaltung eignen sich unter anderem:
- großes Blech Ofengemüse oder Ofenkartoffeln
- Karottensalat
- Tomaten-Gurken-Salat
- Hausgemachtes Salatdressing
- Energiebällchen (auch ohne Kühlung haltbar)
3. Einfach “dekorieren”
Dekorieren in Anführungszeichen, weil ich in diesem Punkt sehr, sehr faul bin – Arrangieren trifft es eher. Ein bisschen geschicktes Anordnen kann aber extrem viel ausmachen und davon leben die bunten Bento-Lunchboxen ja. Wer Lust hat schnitzt Kunstwerke aus Obst und Gemüse, aber es gibt auch deutlich simplere Methoden:
- Geometrisch arrangieren. Es gibt Menschen, die ein Händchen dafür haben etwas “zufällig-chaotisch-und-super-gut-aussehend” zu arrangieren. Ich gehöre definitiv nicht dazu und halte mich deshalb an einen sehr ordentlichen, aufgeräumten Stil. Gemüse in Streifen angeordnet, Reis und Gemüse durch eine Diagonale abgegrenzt oder versetzt angeordnete Gurkenscheiben sind einfach und wirkungsvoll.
- Bestreuen! Egal ob als Fleck in der Mitte, eine gerade oder eine schräge Linie – ein bisschen was oben drüber gestreut und selbst ein optisch eher mittelmäßig ansprechendes Risotto sieht viel besser aus. Gut eignen sich kleine Samen wie Sesam oder Schwarzkümmel, bunte Gewürze, Kräuter oder Nüsse. Tobt euch aus! Auch eine Schnittlauchblüte oder andere essbare Blüten sind sehr dekorativ.
- Mit Farben spielen. Euer Essen ist ohnehin bunt, also spielt ruhig mit diesen Farben. Ordnet doch beispielsweise eure Salatzutaten regenbogenmäßig an oder gestaltet eure Box ganz bewusst in nur ein oder zwei bestimmten Farbtönen.
- Klein ist niedlich und füllt Lücken. In einer Lunchbox kommt alles Kleine gut und ist gleichzeitig praktisch als Lückenfüller. Cherry-Tomaten, kleine Bagels, Trauben, Mini-Mozarella-Kugeln, Salzbrezelchen – haltet beim Einkaufen die Augen offen. Super sind auch die kleinen “Sträuschen” Feldsalat, die man wunderbar in diverse Lücken stecken kann. Auch toll sind Mini-Burgerpatties, Mini-Quiches, kleine (herzhafte oder süße) Muffins oder Energiebällchen.
- Einfache Karottenblümchen. Sie sind nur minimal mehr Aufwand als simple Karottenscheiben – 8 Schnitte mehr Aufwand, um genau zu sein. Und sie sind so hübsch! Ich habe schon mal eine Schritt-für-Schritt-Anleitung verbloggt, die jeden Blümchenausstecher überflüssig machen sollte.
4. Keep/Cook it simple
Wenn ihr nichts vorgekocht und keine Reste habt und es jetzt trotzdem sehr schnell gehen soll oder muss, denkt daran: Es muss nicht immer Gourmet-Essen sein. Auch in der magischen Zeitspanne namens “Nudelkochzeit” lassen sich leckere Dinge zusammenstellen. Klar, etwas mehr Zeit ist meistens dem Geschmack zuträglich – Aromen können sich verbinden, Arbeitsschritte schonender durchgeführt werden – aber nur weil etwas schneller zubereitet wird als sonst bedeutet nicht, dass es überhaupt nicht schmeckt. Und im Zweifelsfall müsst ihr nicht mal den Herd anwerfen. Solange es besser ist als der Fertigsalat aus dem Supermarkt habt ihr gewonnen!
Wenn alle Stricke reißen, wie wäre es ganz einfach mit ein paar Scheiben Brot, dazu Aufstrich oder Käse und ein bisschen Rohkost? Oder ihr greift auf gute Fertigprodukte wie gefüllten und eingelegten Weinblättern oder einem gutes Pesto aus dem Glas zurück? Wichtig und hilfreich ist dabei, ein paar Basics immer im Haus zu haben. Bei mir sind das auf jeden Fall diverse Trockenprodukte, Tiefkühlgemüse, Pesto und Tomatenmark, sodass ich zumindest ein schnelles Nudelgericht immer aus dem Ärmel schütteln kann. Das in eine Box gepackt, ein bisschen Schwarzkümmel oder TK-Kräuter schräg darüber gestreut und ein Stück Obst dazu – fertig ist die “Notfall-Box”.
Ein paar solche Blitzrezepte:
- Kalt zusammengerührte Spinat-Kapern-Soße
- Schnelle Gigantes in Tomatensoße
- Kichererbsen-Kokos-Spinat mit Couscous
- Ligurische Pasta (mit Kartoffel, Bohnen und Pesto)
5. Die richtige Box
Das richtige Behältnis ist eine wichtige Wahl. Vor allem für Einsteiger ist es eine große Erleichtung, wenn die Box schon eine fixe Unterteilung mitbringt. Meine Lieblingsbox für diesen Einsatzbereich ist die Bento Cinco von Lunchbots*. Sie hat fünf fest unterteilte Fächer und durch diese Limitierung geht das Packen mit ein wenig Übung sehr schnell, denn über das Arrangement müsst ihr euch kaum noch Gedanken machen.
Auch sehr schnell gemacht ist ein Salat (oder anderes Gericht) im Glas, wo ihr einfach die einzelnen Komponenten übereinander schichtet. Dabei ist das Dressing ganz unten und die empfindlichsten Zutaten ganz oben, bei meiner “Salat im Glas”-Woche habe ich das genauer erklärt. Dort findet ihr auch 5 verschiedene Beispielrezepte, die so aufeinander abgestimmt sind, dass sie euch geschickt durch eine Woche bringen, indem sie einzelne Komponenten mehrfach verwenden.
Über einen Teil meiner verschiedenen Boxen, ihre Schwächen und Stärken habe ich übrigens auch einen extra Blogbeitrag geschrieben. Falls euch das interessiert, schaut doch mal hier vorbei:
Bentobox-Vergleich: Meine Erfahrungen mit Monbento, Lunchbots und ONYX
Das waren auch schon meine 5 kleinen Tipps
Nichts weltbewegendes, aber vielleicht war das eine oder andere dabei, was ihr noch nicht kanntet und euch abschauen möchtet. Habt ihr noch ein paar Tricks und Ideen? Schreibt sie mir gerne unten in die Kommentare!
Viel Spaß beim Ausprobieren!
*) Affiliate-Link. Wenn ihr über diesen Link einkauft, bekomme ich eine kleine Provision. Für euch bleibt der Preis natürlich gleich.
Super, danke für die geballte Ladung Bento-Tipps! Hehe, den Trick mit dem schräg Anordnen hab ich mir schon bei dir abgeguckt^^ Das mit dem Mealpreppen muss ich noch üben ;) Und manchmal verliere ich mich zu sehr im dekorieren, deshalb bau ich meine Boxen immer abends, sonst würde ich jeden zweiten Tag meinen Zug verpassen, d’oh.
Liebe Grüße, Sabine
Gerne doch! War irgendwas dabei, was du noch nicht wusstest? ;) Dass meine Diagonalen inspirierend waren ist mir schon aufgefallen :D Ist aber auch einfach so eine simple Möglichkeit und so dekorativ, ich hab mich schon gefragt wieso ich das nicht viel früher gemacht hab.
Im Mealpreppen bin ich auch unterschiedlich gut, aber es ist schon sooo praktisch. (Sprach sie und nahm sich vor heute endlich wieder eine Ladung Linseneintopf vorzukochen.) Auf Quiche hab ich auch mal wieder Lust, eine Runde Mini-Quiches könnten also bald fällig sein. Hm, mit Rosenkohl vielleicht?
Liebe Grüße,
Carla
Was für ein toller Artikel! 1000 Dank dafür! Wir kochen fast immer so, dass noch 1-2 Portionen für die Mittagspause übrig bleiben (oder eingefroren werden können). Aber natürlich ist es super, wenn man gleich auch ein paar Dinge extra für die Box kocht. So hübsch wie bei Dir sieht das zwar (noch) nicht aus. Aber Deine Tipps probiere ich mal aus! Und jetzt surfe ich mal zu Deinem Bento-Box-Vergleich. Mit Monbento bin ich nämlich derzeit noch nicht so 100% zufrieden. Mal sehen, was Du schreibst :)
Danke für die Blumen! Freut mich, wenn was nützliches für euch dabei ist :)
Was stört dich denn an Monbento? Mich ärgert primär, dass sie nicht so richtig haltbar sind. Und nicht 100% auslaufsicher, aber das ist keine Box, die halbwegs “dekorativ” aussieht. Deshalb bin ich bisher für alles, was in die Mikrowelle soll, bei Monbento geblieben und greife sonst auf Edelstahl zurück. Meine Lunchbuddy ist im Vergleich gar nicht enthalten, weil sie so neu ist – da sollte ich vielleicht mal updaten.