Ich atme kurz durch, trete durch die schwere, knarzende Holztür auf die Straße und schließe sie hinter mir ab. Es ist kalt in Prag, eine dünne Schneedecke liegt auf dem Boden und ein schneidender Wind zieht durch die Gassen. Ich bin hier einfach so, ohne konkreten Anlass, zum Stadt anschauen – und weil sonst niemand Lust und Zeit hatte bin ich alleine. Das bin ich an sich gerne, aber zwei Nächte in einer fremden Stadt, einem fremden Land ohne jegliche Termine, das fühlt sich irgendwie komisch an. Außerhalb meiner Komfortzone auf jeden Fall.
Außerhalb der eigenen Komfortzone gibt es vieles zu entdecken. Viel tolles, viel spannendes, aber längst nicht nur positives. Dass niemand mit mir gemeinsam rätselt welches Ticket ich für die U-Bahn brauche oder meine spontane Faszination für die Kafka-Statue teilt, ist zum Beispiel schade. Aber diese völlige Freiheit zu tun und lassen wonach mir gerade ist und mich ganz auf mich selbst und meine Wünsche zu konzentrieren, hat schon einen ganz eigenen Reiz. Ich habe auf jeden Fall eine Reihe neue Erfahrungen mit nach Hause genommen.
Der Bogen zu den Patinaken-Reiberdatschi ist jetzt gleichzeitig ungelenk und doch sehr passend: die lagen auch außerhalb meiner Komfortzone. Mein eigentlicher Plan war es ganz gemütlich ein leckeres Spinatrezept zu machen – aber wir wollten ja Neues ausprobieren beim Saisonkalender, gell? Also habe ich zum ersten Mal Pastinaken verarbeitet und wieder sind die Erkenntnisse gemischt. Pur wären mir die Reiberdatschi zu süßlich, aber mit dem Joghurtdip sind sie gerade richtig. Zumindest einmal solltet ihr sie auf jeden Fall ausprobieren und wenn ihr Kürbis-Fans seid, dann trifft das folgende Rezept sicher genau euren Geschmack!
Natürlich haben auch wieder eine ganze Reihe andere Blogger sich die Gemüsesorten Pastinake, Spinat und – last minute special guest – Bärlauch vorgenommen. (Wobei Bärlauch in meiner Gegend gerade erst langsam kommt.) Die arme Pastinake ist leider ein bisschen unterrepräsentiert:
- Lebkuchennest – Getrüffeltes Pastinakenpüree mit Pastinakenstroh & Schweinefilet in Madeirasauce (nicht mehr online)
- trickytine – würzige pastinaken pommes vom blech mit knoblauch crème fraîche dip
- Ye Olde Kitchen – Pastinakencrumble
- Feed me up before you go-go – Pastinakenkuchen mit Pekannuss, Orange und Anis
- Wunderbrunnen – Pastinaken-Spinat-Ravioli
- NOM NOMS food – Süßkartoffel-Waffeln mit Spinat und Ei (nicht mehr online)
- Schlemmerkatze – Spinatrisotto mit Trüffelbutter
- S-Küche – One pot Spinat Pasta
- Dinner4Friends – grüner (Spinat)-Smoothie
- Möhreneck – Süßkartoffel-Gnocchi auf Rahmspinat
- Madam Rote Rübe – Spinatsalat mit karamellisierten Honig-Radieschen und Linsen-Vinaigrette
- Wallygusto – Spinat-Salzzitronen-Risotto
- Emilies Treats – Spinatsalat mit Süßkartoffeln und Oliven
- Wunderbrunnen – Pastinaken-Spinat-Ravioli
- ZimtkeksundApfeltarte – Spinat-Bärlauch-Frittata
- Münchner Küche – Pasta mit Spinat und Walnusscrunch
- Raspberrysue – Spinat-Süßkartoffel-Strudel
- pastasciutta – Die Superspinatsuppe
- ninastrada – Herzhafte Waffeln mit Spinat und Ei
- Kleiner Kuriositätenladen – Agnolotti mit Bärlauch & Ricotta
- Jankes*Soulfood – Bärlauch-Hummus
- Kochen mit Diana – Bärlauchwaffeln
- feines gemüse – Bärlauch Monkey Bread
- ZimtkeksundApfeltarte – Spinat-Bärlauch-Frittata
- moey’s kitchen – Bärlauch-Ricotta-Gnocchi
- Haut Gôut – selbst gemachte Wildschweinbratwurst mit Bärlauch
- Cuisine Violette – Kräuter-Zupfbrot mit Bärlauch
Zutaten
für ca. 10 Stück / 2 Portionen
- 350 g Pastinaken
- 130 g Kartoffeln (vorwiegend festkochend)
- 1 kleine blaue Zwiebel
- 2 TL gehackte Petersilie
- 3 EL Kichererbsenmehl
- 9 EL Wasser
- 30 g/2 EL Weizenvollkornmehl
- Prise Muskat
- Salz, Pfeffer
- Rapsöl
- 4 EL Joghurt
- 2 EL Quark - ersatzweise nur veganen Joghurt
- ein Spritzer Zitronensaft
- Schnittlauch, Dill
- granulierter Knoblauch (oder frischer nach Belieben)
- Salz, Pfeffer
Zubereitung
- Pastinaken und Kartoffeln waschen, ggf. schälen und mittelfein reiben. In ein Geschirrtuch geben (ein feines Wäschenetz tut es auch) und ausdrücken.
- Zwiebel abziehen, fein hacken und zum geraspelten Gemüse geben, genauso die Petersilie. Kichererbsenmehl mit dem Wasser verrühren und zusammen mit dem Mehl ebenfalls zum Gemüse geben. Mit Muskat, Salz und Pfeffer würzen.
- Mit den Händen den Teig gründlich vermischen, er sollte sich mit etwas Druck halbwegs formen lassen ohne sofort wieder auseinander zu fallen. Ansonsten noch etwas mehr Mehl zugeben.
- In einer großen Pfanne etwas Rapsöl erhitzen. Den Teig mit den Händen zunächst zu Kugeln, dann zu etwa handtellergroßen Fladen formen. Sie sollten höchstens 0,5 cm dick sein. In der Pfanne von beiden Seiten goldbraun braten, dabei darf die Hitze nicht zu hoch sein, sonst bleibt das Gemüse in der Mitte noch roh - ich habe etwa Stufe 7 von 9 verwendet und von jeder Seite etwa 4 min lang gebraten.
- Für den Joghurt-Dip alle Zutaten verrühren und mit den Reiberdatschi zusammen servieren.
Deine Erfahrungen zum alleine in fremden Städten unterwegs sein, kann ich sehr gut nachvollziehen. Das hatte ich im letzten Jahr ja auch ein paarmal und konnte dem für so eine kurze Zeit auch immer was abgewinnen. Und die Reibekuchen klingen auch super!
Für so eine kurze Zeit, kann man das durchaus mal machen, ja :) Danke!
Hallo,
das mit der Komfortzone steht ja in jedem Ratgeber für Unternehmer, und daher habe ich das oft gelesen und gehört… ich finde es aber sehr schön (auch schön geschrieben), wie du die Floskel auf deine Reise und auch auf die Reiberdatschi anwendest :-)
Und wahr ist es ja sowieso mit der Komfortzone…
Hinter dieser Floskel ist meiner Meinung nach wirklich einiges dahinter :) Egal ob Unternehmer oder nicht. Nur vorsichtig dosieren sollte man…
Ich mag auch nicht alleine zu reisen. Also kann ich verstehen, wie du dich gefühlt hast. Die Pastinaken-Reiberdatschi sehen so gut aus.
Och, es war ja nicht nur schlecht, im Gegenteil – aber wie so vieles hatte es eben positive und negative Aspekte ;) Danke!
Liebe Carla,
das hast du wunderschön geschrieben mit der Komfortzone. Der Gewinn – die neuen Erfahrungen – sind es allemal wert, aus dem Gewohnten herauszugehen. Und so kommen wir in den Genuss der leckeren Pastinaken-Reibedatschi – vielen Dank.
Liebe Grüße
Sigrid
Danke dir, liebe Sigrid!
Oh ja, dieser Frage stelle ich mir auch jedes mal. Soll ich es mal wagen alleine zu verreisen. Ich finde es super, dass du dich getraut hast um deine (positiven) Erfahrungen zu machen. Und ich finde dein Bericht klingt so, als ob auch ich mich das unbedingt mal trauen sollte. Und deine Reiberdatschi sind ein wahrer Augenschmaus.
Liebe Grüße,
Ines
Wagen: auf jeden Fall! Danach weißt du dann, ob du es nochmal machen willst :) Zwei Nächte fand ich als Einstieg sehr gut, vorher hatte ich nur ein paar Mal ohne Übernachtungen geübt, wie es sich alleine so in einer fremden Stadt urlaubt.
LG
Carla
Ich liiiiiebe Reibekuchen! Diese mal mit Pastinaken zu machen finde ich eine ganz tolle Idee, super!
Lg Jeanette
Danke dir! :)