Erst war eine Menge los und nun muss ich zwangsläufig die Füße still halten – ich bin nämlich krank geworden. Wie vor genau einem Monat auch schon. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich mit meinem Immunsystem schimpfen soll, oder es loben, weil es mich dieses Jahr wenigstens noch nie richtig lange flachgelegt hat… Wie auch immer, auf jeden Fall ist bei mir kulinarisch momentan nicht viel los was abseits der Erkältungsklassiker liegt. Perfekter Zeitpunkt also um ein Buch aus dem Regal zu ziehen, euch ein bisschen darüber zu erzählen und ein Testrezept zu zeigen.
Fast Food kann man in zwei Richtungen ausdeuten: Entweder denkt man an das meist eher ungesunde Essen, dass man sofort auf die Hand bekommt und gut unterm Laufen essen kann oder an das schnell gekochte Feierabendessen, dass nach nur wenigen Handgriffen und wenig Zeit frisch gekocht auf dem Tisch steht. Beides kann lecker sein, ohne Frage. Das Buch Veggie Fast Food* versucht ein bisschen was von beidem: Es geht um die Fast Food-Klassiker wie Burger, Pommes oder Wraps, die frisch zubereitet werden und trotzdem halbwegs zügig auf dem Tisch stehen. Kleiner Spoiler: Falls ihr vegetarische Burger mögt, seid ihr hier genau richtig.
Hard facts
Optik
Inhalt
Nach einem kurzen Vorwort der Autoren über sich selbst und einer sehr kurzen Einleitung mit Tipps zur vegetarischen, veganen und schnellen Küche geht es los mit den Rezepten. Sie gliedern sich in die Bereiche “Sandwiches & Co.”, “Pommes, Fingerfood & Co.”, “Burger & Co.”, “Pizza & Co.”, “Dips, Saucen & Co.”, “Brötchen & Co.” und “Drinks & Co.”, wobei in die letzte Kategorie nur zwei Rezepte fallen. Die Einordnung erschließt sich mir nicht immer – unter Sandwiches finden sich auch Wraps und Sommerrollen und zur Pizza gesellt sich gefülltes Naan – aber an der Benennung wollen wir uns nicht aufhängen. Ein süßes Kapitel gibt es nicht, was ich bei diesem Buchtitel auch nicht erwartet hätte, allerdings versteckt sich zwischen den Burgern ein süßes Exemplar. Bei jedem Rezept findet sich ein farbiges “Ampel”-Icon, das zeigt ob das Rezept vegan (grün), leicht veganisierbar (gelb) oder schwer veganisierbar (orange) ist. Zum Veganisieren sind dann jeweils noch sinnvolle Tipps angegeben.
Am Anfang jedes Rezepts stehen ein, zwei Sätze Einleitung. Das finde ich schön, ich mag so ein bisschen Drumherum. Ersatzprodukte wie Sojaschnetzel oder auch Tofu findet man nicht, nur einmal wird Tempeh verwendet und für die veganisierbaren Varianten wird auf pflanzliche Milch, Sahne und manchmal Käsealternativen verwiesen. Insgesamt sind die Zutatenlisten sehr angenehm überschaubar und supermarkttauglich. Eine Fritteuse braucht ihr übrigens nicht, alles wird mit Pfanne und Backofen gebacken und trieft somit auch nicht von Fett.
Praktisches
Neben dem alphabetischen Rezepteregister am Buchende gibt es dankenswerterweise auch ein Stichwortregister nach Hauptzutaten – meiner Meinung nach essentiell für ein Kochbuch. Das Buch bleibt mit etwas sanftem Zwang Überredung offen liegen, man kommt also auch ohne fancy Kochbuchhalter aus. Die Vegan-Ampel ist eine nette Idee und obwohl ich es intuitiv erst merkwürdig fand ein vegetarisches Gericht mit warnendem Ampel-Rot zu kennzeichnen, sind meine Bedenken verflogen, als ich das Icon gesehen habe: Es ist rund mit einem Blatt darin und definitiv nicht Alarmrot, sondern sympatisch orangefarben. Leider sind einige Rezepte falsch eingeordnet, so ist beispielsweise der Ricottabällchen-Burger (S. 92) als vegan klassifiziert und bei manchen Dips ist gar kein Icon abgedruckt.
Die Rezepte sind gut beschrieben und meistens zügig gemacht. Wenn man einen kompletten Burger inklusive Bun, zweierlei Soßen und Pommes selbst macht, steht man natürlich etwas länger in der Küche. Meistens sind hier aber Alternativen angegeben, die man fertig kaufen kann, z.B. Tomatensoße statt Tomaten-Paprika-Relish. In den Rezepten finden sich viele Querverweise auf die anderen Kapitel, was beim Kochen etwas nervig ist, weil man ständig blättern muss. Aber anders lässt sich das natürlich schwer machen, ohne sieben Mal dieselbe Mandel-Mayo abzudrucken.
Meine Testrezepte
Der süße Burger im Buch ist veganisierbar und in dieser Form habe ich ihn auch nachgekocht. Wie immer mit Abwandlungen: Quinoa statt Amaranth und gebratene Apfelscheibe mangels Pfirsich. Geschmacklich kam mir das Patty erst etwas fad vor, aber in Kombination mit dem Obst und der ersten frischen Minze aus dem Garten war der Burger dann durchaus lecker. Noch einmal genauso kochen würde ich ihn allerdings nicht unbedingt. Wirklich daneben war die Mengenangabe, aus der Masse für angeblich zwei Burger habe ich drei Patties gemacht und vier wären noch passender gewesen. Oder ist zwischen Amaranth und Quinoa so ein großer Volumenunterschied?
Zum Veganisieren dieser Kartoffelspalten soll man veganen Käse verwenden oder ihn ersatzlos streichen. Ich habe letzteres gemacht, weil wir die Kartoffeln als Beilage zum Bean Ball Burger gegessen haben. Die Semmelbröselmasse muss man wie beschrieben etwas an die Kartoffeln hindrücken, dann funktioniert das Rezept wunderbar und schmeckt sehr lecker.
Fazit
Ein schönes Buch mit leckeren Ideen für alltagstaugliche Küche. Man bekommt einen Schwung neue Anregungen und solide Rezepte, bei denen nicht nur Fleisch durch Tofu ersetzt wurde oder die Hälfte der Zutaten aus dem Reformhaus stammt. Ein kritischer Blick auf die Mengenangaben empfiehlt sich allerdings, genauso ist etwas Übung im Veganisieren hilfreich, wenn man es denn tun möchte. Ob es sich um echtes Fast Food handelt hat man selbst in der Hand, je nach Rezept und mit teilweise zugekauften Teigwaren stehen die meisten Sachen wirklich schnell auf dem Tisch. Ausführliche Burger-Sessions kann man ja aufs Wochenende verlagern – in dieser Richtung habe ich auf jeden Fall noch einiges vor!
Zutaten
für 4 Burger/2 Personen
- 1 Zwiebel
- 1 gestrichener EL Mehl
- 100 ml Pflanzensahne
- 50 ml Gemüsebrühe
- 1,5 EL Ajwar
- 1 EL mittelscharfer Senf
- Salz, Pfeffer
- Olivenöl
- 250 g weiße Bohnen (aus der Dose)
- 40 g getrocknete Tomaten in Öl (oder 25 g nicht in Öl)
- 1 Knoblauchzehe (eher klein)
- optional: 20 g Parmesan plus mehr zum Bestreuen
- oder einige Hefeflocken und veganen Streukäse
- 40 g Paniermehl
- 1 EL Kichererbsenmehl (oder anderen Ei-Ersatz)
- 1 TL getrockneter Oregano
- 1 TL getrocknetes Basilikum
- Salz, Pfeffer
- Olivenöl
- 4 Burgersemmeln
Zubereitung
- Für die Sauce Zwiebel abziehen und hacken. In etwas Olivenöl glasig dünsten, dann mit Mehl bestäuben und verrühren.
- Ablöschen mit Sahne und Brühe, würzen mit Ajwar, Senf, Salz und Pfeffer. Einmal aufkochen lassen, dann ca. 20 min leise köcheln lassen, bis die Sauce schön eingekocht und dickflüssig ist.
- Für die Bean Balls Bohnen abtropfen lassen und mit Wasser spülen. Falls ihr nicht in Öl eingelegte Tomaten verwendet, diese mit kochendem Wasser übergießen und einige Minuten quellen lassen, dann abtropfen lassen.
- Knoblauchzehe abziehen und grob hacken. Wenn ihr keine Fans von intensivem Knoblaucharoma seid, solltet ihr ihn an dieser stelle kurz andünsten.
- Knoblauch gemeinsam mit den Bohnen pürieren. Optional den geriebenen Parmesan oder Hefeflocken zugeben. Die abgetropften Tomaten fein hacken und darunter kneten, genauso Paniermehl, Kichererbsenmehl, Oregano, Basilikum, Salz und Pfeffer. Die Masse mit feuchten Händen zu Bällchen mit ca. 2,5 cm Durchmesser formen.
- Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Bällchen darin von allen Seiten knusprig braun braten.
- Burgersemmeln aufschneiden, mit je 3-4 Bean Balls belegen, mit Paprikasauce beträufeln und optional mit Parmesan oder veganem Streukäse bestreuen.
Bean Ball Burger? Da bin ich dabei! Schon der Name klingt so verlockend und das Rezept liest sich noch besser. Auch die Sauce klingt toll.
Liebe Grüße von Mia, die jetzt Lust auf einen Veggie-Burger hat ;)
Dann kann ich nur empfehlen: Mach dir einen! :) Burger gehen doch (fast) immer!
Liebe Grüße und schönen Sonntag noch,
Carla
Ich finde das Buch super. Habe die Quinoa Wraps gemacht, allerdings mit Couscous, und die Pommes muss ich UNBEDINGT auch noch probieren :)
LG, Sandrina
Sind wirklich tolle Ideen drin :) Ob ich mich an die Pommes ran traue, weiß ich allerdings noch nicht so ganz^^ Zimt in herzhaftem Essen und dann noch scharf, das könnte bei meinen Geschmacksknospen durchfallen…
Liebe Grüße,
Carla
Hallo Carla,
Danke für die schöne Rezension des Buches. Es sieht sehr ansprechend aus und ich werde es mir im Laden mal aus der Nähe betrachten. ;-)
LG
Nika
Mach das – aber ich will nicht schuld sein, wenn du es dann mitnehmen "musst" ;) Für mich zumindest ist das Kochbuchregal immer ein klein wenig gefährlich…
Liebe Grüße,
Carla