Ein kulinarischer Spaziergang durch Salzburg 

17Sep/17

Ich liebe es im Zug am Fenster zu sitzen. Gute Musik hören und dann einfach die Landschaft vorbei ziehen sehen. Als wir aus München starten ist es noch neblig und die tiefstehende Sonne verhangen. Kurz nach Rosenheim klart es auf und als ich um Viertel vor zehn in Salzburg aussteige, ist es ein wundervoll kühl-sonniger Spätsommertag geworden. Nicht ganz zwei Stunden war ich unterwegs, mit dem Bayernticket, das praktischerweise bis Salzburg gültig ist.

Ich bin alleine und obwohl ich eine lange Liste an Empfehlungen für allerlei Sehens- und Essenswertes habe, will ich mich vor allem treiben lassen und ganz nach meinem Bauchgefühl entscheiden, was ich tun werde. Das alleine in einer fremden Stadt – das ist ein kleines Experiment.

Mein Weg führt mich Richtung Mirabellenpark, wo große Reisebusse eine hohe Touristendichte ankündigen. Bevor ich mich dem Strom anschließe, probiere ich eine Original Mozartkugel (1,30 €) bei einer Filiale der Konditorei Fürst, die diese Praline erfunden hat. Die Zutaten sind von sehr guter Qualität und man sieht die Handarbeit, aber für meinen Geschmack ist das Nougat etwas zu dominant.

Im Mirabellenpark halte ich mich nur kurz auf um die Blumen zu bewundern und flüchte dann durch einen ruhigen Laubengang vor den Touristenmassen. Ich stoße auf die Linzer Gasse, spaziere sie Richtung Norden entlang, bewundere die Architektur und genieße den Sonnenschein.

Beinahe wäre ich am St. Sebastian Friedhof vorbei gelaufen, den mir ein ehemaliger Salzburger empfohlen hat, aber dann finde ich den recht verstecken Eingang doch. Ich mag die Stimmung auf Friedhöfen sehr. Dieser ist komplett umschlossen von einer Mauer und so trotz seiner zentralen Lage sehr ruhig – eine eigene, kleine Welt. Ich photographiere, betrachte Gräber und Inschriften und lasse meine Phantasie spielen welche Schicksale wohl hinter den Namen und Daten liegen. So viele Lebensgeschichten… Auch das Grab von Mozarts Mutter befindet sich hier.

Es geht auf Mittag zu und ich habe mir Kasnocken in dem Kopf gesetzt. Ganz bewusst steuere ich ein Lokal etwas ab vom Schuss an und meine Hoffnung bewahrheitet sich: im hübschen Innenhof von “Die Weiße” sitzen unter den Kastanien nur Einheimische, soweit ich das beurteilen kann. Die Kasnocken (11,50 €) mit Beilagensalat sind köstlich, angenehm käsewürzig und die Röstzwiebeln knusprig – sehr fein! Auf Bier habe ich keine Lust, auch wenn die Karte mit Hausgebrautem verlockend aussieht, sondern begnüge mich mit einem Soda Zitron (2,90 €), Wasser mit einem Schuss Zitronensaft. Das ist etwas, was ich in Deutschland auch gern häufiger finden würde.

Fisch gestärkt laufe ich den Kapuzinerberg ein Stück hinauf. Die Aussicht ist wirklich toll und ich habe großen Spaß daran die verschiedenen Dachterrassen und -gärten ausfindig zu machen, die mehr oder weniger improvisiert anmuten.

Nun geht es in Richtung eines weiteren Touristenmagneten: über die Staatsbrücke komme ich zur Getreidegasse und folge ihrem Verlauf. Die Gasse ist wirklich hübsch, aber es ist voll und die typischen Innenstadtgeschäfte passen für meinen Geschmack nicht so recht ins historische Antlitz. Schnell verschwinde ich in einer kleinen Seitengasse und streune ziellos durch die Altstadt, bis ich voll gefüllt mit Eindrücken bin und meine (leider anfälligen) Füße anfangen zu schmerzen.

Eigentlich wollte ich im hippen Café 220 Grad Kaffeepause machen, aber alle Plätze sind besetzt – der dort geröstete Kaffee scheint wirklich gut zu sein. Aber ich bin ohnehin langsam müde und übersättigt und das Wetter wird zunehmend schlechter, also laufe ich stattdessen zu einem Café in Richtung des Bahnhofs, das mir ebenfalls empfohlen wurde. Das Café Fingerlos ist nicht hip, aber verbindet Tradition und Moderne auf sehr angenehme Art. Der Cappuccino (3,50 €) ist mir etwas zu rass, aber die bunten Zuckerpäkchen und der extrem gute Apfelstrudel (5,20 €) wiegen das wieder auf. Eine derart feine Vanillesoße habe ich bisher noch nie gegessen.

Am späten Nachmittag steige ich wieder in den Zug nach München. Ja, Salzburg ist schön. Und es war ein schöner Tag, den ich dort ganz mit mir alleine verbracht habe.

Ich kann euch Salzburg auf jeden Fall empfehlen – egal zu wievielt ihr reist.

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6 Kommenare zu “Ein kulinarischer Spaziergang durch Salzburg 

  1. Salzburg ist wirklich toll – da muss ich auch bald mal wieder hin! Aber es kann niemals nie nicht zu viel Nougat sein! ;-)

  2. Super Tipps! Ich bin Mitte November mit 15 Mädels zu einem Jungesellinenabschied dort (nicht meiner :D). Wir haben tatsächlich noch nichts geplant, aber vielleicht steuern wir ein paar deiner Ziele an ;)

    1. Jungesellinenabschiede habe ich dort mindestens drei gesehen^^ Scheint beliebt zu sein, aber ist auch ein echt schönes Ziel. Ganz viel Spaß euch! :)

  3. Für den nächsten Salzburg-Besuch empfehle ich das Gasthaus Wilder Mann. Sehr gut und urig. Sehr schön ist auch der Dachgarten vom Hotel Stadtkrug, wo wir auch schon mal gewohnt haben. (Man muss kein Hotelgast sein, das Restaurant auf der Dachterrasse ist öffentlich). Sonst sind wir im Hotel Wolf-Dietrich, das wirklich sehr empfehlenswert ist (regionale Bio-Lebensmittel!).

    1. Danke dir, da habe ich gleich noch mehr Futter für den nächsten Besuch :) Salzburg hat wirklich viel zu bieten!

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